Lesetipps für Senioren
Bücher und Geschichten verbinden Generationen! Sie speichern Wissen, Erfahrungen, Werte, Meinungen, Wünsche und Träume und bieten auf diese Weise allen Altersgruppen Anlässe, miteinander ins Gespräch zu kommen. Durch Vorlesen und Erzählen wird ein lebendiger Austausch angeregt, von dem alle Beteiligten profitieren.
Tipp 1
Ich liebe dich wie Apfelmus
Die schönsten Gedichte für Kleine und Große – Amelie Fried / Sybille Hein (Ill.)
Hier werden eigentlich alle Fragen beantwortet, auf die man überhaupt nie gekommen wäre! Zum Beispiel: Wie kann man es schaffen über’s Wasser zu laufen, ohne sofort abzusaufen? Oder auch, was Ottos Mops macht, wenn er – fraglos zu lange – hopst. Welchen finsteren Plan ein Schnupfen
hegt, der auf der Terrasse lauert. Und wozu man einen Briefumschlag eintopft! All das und noch viel mehr erfährt man, wenn man oft und immer wieder und jedes Mal mit größerem Vergnügen in dieser Fundgrube für kleine und klitzekleine literarische Kostbarkeiten stöbert … Hier trifft Rainer Maria Rilke auf Michael Ende und Johann Wolfgang von Goethe verträgt sich ohne Umstände mit James Krüss. Denn sie alle verbindet die Lust an der Sprache – und das überträgt sich auch auf die großen und kleinen Leser dieser unbekümmerten und gerade deswegen gelungenen Sammlung. Für alle Altersgruppen.
Tipp 2
Jünger werden mit den Jahren
Gedichte vom Älterwerden – Dieter Hildebrandt (Hrsg.)
Es gibt zahllose Gedichte über Liebe, Schmerz und Sehnsucht, über Tapferkeit, Edelmut und weise Erkenntnis. In klassischen Balladen werden große Gefühle und zeitlose Werte besungen. Aber was ist mit der stillen Treue des kleinen grünen Kaktus? Wer weiß wirklich seine genügsame, bescheidene Wesensart zu schätzen? Nun – auf jeden Fall der Dichter Theodor Kramer, der seinen grünen Freund auf dem Fensterbrett in liebevollen Reimen zu preisen versteht. Denn dieser ersetzt ihm Wiese, Feld und Tann und benötigt ansonsten nur gelegentlich Wasser und drei Tröpfchen Salmiak. Wer braucht
da schon noch vor die Tür zu gehen? Dieter Hildebrandt hat eine sehr gelungene Sammlung von klassischen und neuen Gedichten zusammengestellt, die sich alle – aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln – mit dem Thema „Älterwerden“ beschäftigen. Da geht es um das kleine Glück im Alltäglichen, um allerlei Wehwehchen, aber auch um Väter und Söhne, um Rückschau und Ausblick – ohne viel Sentimentalität oder Bitterkeit, dafür aber mit Humor und Lebensweisheit gewürzt.
Tipp 3
Lyrische Hausapotheke – Erich Kästner
Vergiss’ in keinem Falle,
auch dann nicht, wenn vieles misslingt:
Die Gescheiten werden nicht alle!
(so unwahrscheinlich das klingt)
Es bleibt zu hoffen, dass Erich Kästner mit diesem in den Zwanziger Jahren geschriebenen Gedicht Recht behält! Auf alle Fälle gibt es in diesem Buch viel Gescheites, Witziges, Melancholisches und Philosophisches nachzulesen. Eine Sammlung der schönsten Gedichte Kästners, als literarische Medizin für fast alle großen und kleinen Schwierigkeiten der menschlichen Existenz geeignet! Oder – um wieder mit Kästner zu sprechen – „ein Nachschlagwerk, das der Behandlung des durchschnittlichen Innenlebens gewidmet ist“. Völlig unabhängig von Geschlecht oder Alter! Und das Beste an dieser Medizin: Außer Lachen sind keine Nebenwirkungen bekannt!
Tipp 4
Sämtliche Menschen – Eugen Roth
Ein Mensch erblickt das Licht der Welt –
doch oft hat sich herausgestellt,
nach manchem trüb verbrachten Jahr,
dass dies der einz’ge Lichtblick war.
Diese eher bittere Erkenntnis stammt ausgerechnet von einem der bekanntesten und meistzitierten deutschen Humoristen, einem Schriftsteller, der in einem Atemzug mit Wilhelm Busch, Christian Morgenstern oder Erich Kästner genannt wird. Sein alltagsnaher Humor, der jede noch so kleine menschliche Eigenart oder Schwäche aufspürt und meist liebevoll ins Lächerliche zieht, wirkt immer unangestrengt und leicht. Besserwisserei und erhobener Zeigefinger sind nicht seine Sache. Die hier versammelten Verse und Anekdoten drücken eher einen heiteren Skeptizismus, eine besondere Fähigkeit, hinter die Fassaden zu blicken, aus. Immer wieder lesens- und auch vorlesenswert bieten Eugen Roths Gedichte viele zeitlose Anknüpfungspunkte zum Alltäglichen ebenso wie Lebensweisheiten und selbstironische Erkenntnisse.
Tipp 5
Der ewige Brunnen – Ludwig Reiners (Hrsg.)
Bereits Goethe liebäugelte mit dem Gedanken, eine umfassende Sammlung deutscher Gedichte zusammenzustellen und diese thematisch zu ordnen. Leider hat er diese Idee nie verwirklicht. Die vorliegende Sammlung erschien erstmals 1955 und wurde seitdem unzählige Male neu aufgelegt. Die Widmung auf der ersten Seite lautet „Meiner neunzigjährigen Mutter als Dank für die vielen Gedichte, die sie mich von Kind an gelehrt hat“. Nun ist es heute ganz und gar nicht mehr selbstverständlich, dass Gedichte in der Familie weitergegeben werden. Vielen Lesern ist vielleicht noch ein Teil der „Bürgschaft“ oder „Der Erlkönig“ bekannt – die ihnen in der Schule wohl oft eher eingepaukt als nahe gebracht wurden. Im „Ewigen Brunnen“ sind nun bekannte und unbekannte, klassische und neuere Gedichte nach Themengebieten wie Jugend, Natur, Vaterland, Glauben etc. zusammengefasst; so stehen z.B. im „Buch der Liebe“ Goethe und Uhland neben Werner Bergengruen und Ricarda Huch und im „Buch der Heiterkeit“ hat Joachim Ringelnatz ebenso seinen Platz wie Wilhelm Busch.
Eine wunderbare Sammlung von tiefgründigen, heiteren, leidenschaftlichen, pathetischen und weisen Versen, die – im besten Sinne – ein „Hausbuch deutscher Dichtung“ darstellen. Ein Verzeichnis der Dichter sowie der Gedichtanfänge und -überschriften macht das Buch auch zu einem hervorragenden Nachschlagewerk.
Die Lesetipps sind folgender Seite entnommen: Lesezeichen-Ueberlingen